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Heliosis

Werktitel
Heliosis
Untertitel
Für Orchester
Komponist:in
Entstehungsjahr
2021
Dauer
6m 30s
Genre(s)
Neue Musik
Gattung(en)
Orchestermusik
Besetzung
Orchester
Besetzungsdetails

Orchestercode: 2/2/2/1,KFag - 4/2/3/0 - Pk, 2 Perc, Hf - 14/12/10/8/6

Flöte (2), Oboe (2), Klarinette (2), Fagott (1), Kontrafagott (1), Horn (4), Trompete (2), Posaune (3), Pauke (1), Perkussion (2), Harfe (1), Violine (26), Viola (10), Violoncello (8), Kontrabass (6)

ad Flöte: 2. auch Piccoloflöte
ad Klarinette: 2. auch Bassklarinette
ad Perkussion: Xylophon, Marimbaphon, Becken, Hängendes Becken, Holzblock, Kleine Trommel, Große Trommel, Kontrabass Bogen

Art der Publikation
Verlag
Titel der Veröffentlichung
heliosis

Bezugsquelle: Boosey & Hawkes

Beschreibung
"Ein Sommerstück, doch nicht die Sorte klare Landschaft unter Himmelsblau und Sonnenstrahl. Schmutzig, hitzig, klebrig angestaubt. Geworfensein in eine Wüste. Sonne, brennend über sandigen Dünen und kantigem Geröll. Hitze, die den Atem nimmt, betäubt, benebelt. Gleißend waches Gegenwärtigsein versucht dagegen anzukommen. Überreizt die Sinne, gespalten das Bewusstsein – beherrschtes Fokussieren und Sortieren gegen mattes sich Ergeben. Erstarren im Korsett oder Übergehen in Kontrollverlust.

Kein einleitendes Heranführen an die Szene steht am Beginn des Stücks. Mitten hinein wird man geschleudert in einen dynamischen Höhepunkt. Rhythmisches Material explodiert. Differente Rhythmen vermitteln überstrapazierte Sinne wie das Wanken zwischen klarem Wachbewusstsein und erschöpfter Hingegebenheit. Ein Funkeln von Staub im feurigen Wind, ein Wabern der Hitze über asphaltierten Pisten. Unerbittlich vorwärtsdrängend die rhythmische Struktur, getrieben von der Glut und ohne auszusetzen. Maschinell wie ein perpetuum mobile. Der Höhepunkt stirbt plötzlich ab, Raum gebend wahrnehmendem Erstaunen. Die Maschine läuft weiter, untergründiger, durchzuckt von kleinen Eruptionen.

Zuständig für das Sounddesign der Wüstenlandschaft sind die Streicher, spielend auf und hinter dem Steg, die Intensität der Sonne spüren lassend. Dazwischen geflüstertes Selbstgespräch, pfeiftönig. Hohes Flirren, tiefes Wabern, starke Kontraste ausreizend im Gegensatz von rhythmischer Stabilität und schrägen Einwürfen. Extreme Höhen über tiefen Glissandi, Schwellern und engen Akkorden.

Wie das Bewusstsein sich in überhitztem Zustand spaltet, so teilt sich an einem bestimmten Punkt das Orchester. Tempi gleiten auseinander. Eine Unisono-Linie, die einen stabil bleibend, die anderen „abhebend“. Piu mosso. Unaufhörlich."
Hannah Eisendle, Anmerkungen des Komponisten, Boosey & Hawkes Musikverlag, abgerufen am 12.11.2025 [https://www.boosey.com/cr/music/Hannah-Eisendle-heliosis/111879]

"Auch bei “heliosis”(2021)zu DeutschSonnenstich” war der Kompositionsprozess vordergründig: desorientiert zu sein, eine Mischung zwischen strengem Korsett und Loslassen. Es sind meistens Themen, die mich selbst beschäftigen, welche ich dann übersetze in Bilder oder Szenarien und dann wieder rückübersetze. Begonnen hat das mit dem Film „drawing a blank“ (2017). Mir ist damals schlichtweg nichts eingefallen und dann dachte ich mir, dieser Zustand ist gerade so vorherrschend, ich “verkomponiere” genau diesen Zustand."
Hannah Eisendle (2024), in: 2024 Tröstl, Philipp: „MAN SAGT ÜBER MICH, DASS ICH AUF ALLEN KIRTAGEN UNTERWEGS SEI. DIESER MEINUNG BIN ICH AUCH” – HANNAH EISENDLE IM MICA-INTERVIEW. In: mica-Musikmagazin.

Auftrag: ORF Radio Symphonieorchester Wien

Uraufführung
11. März 2022 - Wien, Wiener Konzerthaus - Großer Saal
Veranstaltung: Zyklus "Zeitsprünge" - Jeunesse
Mitwirkende: ORF Radio Symphonieorchester Wien, Marin Alsop (Dirigentin)

Aufnahme
Titel: BBC Proms 2022 - Hannah Eisendle "heliosis"
Plattform: Vimeo
Herausgeber: Hannah Eisendle
Datum: 26.08.2022
Mitwirkende: ORF Radio Symphonieorchester Wien, Marin Alsop (Dirigentin)
Weitere Informationen: BBC Proms 36, am 13.08.2022

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 12. 11. 2025): Eisendle Hannah . Heliosis. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/204419 (Abrufdatum: 16. 11. 2025).